3.2 Bahnhöfe

 

Im Bahnhofsbereich werden Fahrstraßen besonders günstig eingesetzt. Allein mit wenigen Tastendrücken (z.B. Tasten "A" und "2") kann eine komplette Zugeinfahrt ausgelöst werden. Selbstverständlich sind auch und gerade im Bahnhofsbereich Sicherungsmaßnahmen wie Auffahrschutz (=Blockierung) und Flankenschutz (= Verriegelung) unentbehrlich.

 

 

 

3.2.1 Einfahrt Bahnhof (manuell)

 

In unserem ersten Beispiel haben wir es mit einer einfachen Bahnhofseinfahrt zu tun. Die beiden möglichen Einfahrstraßen sind A1 (von Signal s9 auf Abschnitt r1 / Signal N1) und A2 (von Signal s9 auf Abschnitt r2 / Signal N2). Bevor wir eine Einfahrautomatik schalten, sollen ersteinmal sichere Einfahrstraßen entwickelt werden. Vor der Bahnhofseinfahrt endet Block 8 (r8) als Gleisabschnitt, in den beiden Bahnhofsgleisen befinden sich jeweils im Halteabschnitt der Loks kurze Kontaktstrecken (r1 und r2).

 

Wichtig:     Der Abstand zwischen dem Ende der Weichenstraße (w11/w12) und dem Anfang der Abschnitte r1 bzw. r2 muß mindestens eine maximale Zuglänge betragen! Warum? Nun, wir werden die Abschnitte r1 bzw. r2 nicht nur zur Besetztmeldung, sondern auch als Freigabekontakte einsetzen, und die Freigabe darf erst erfolgen, wenn der letzte Waggon die Weichenstraße verlassen hat! Eine noch sicherere Schaltung findet sich in einem späteren Beispiel. Später werden wir die gleichen Kontaktstrecken zusätzlich noch für Automatiken verwenden. Weitere Möglichkeiten zur Nutzung der Kontakte ergeben sich natürlich bei Gegenverkehr.

 

 

Bild 3

 

 

Fahrwegdefinitionen:

X9        (Signal s9 auf "Rot")

Kontakte:   AnfM... 8/8   AnfA... 0 Block..... 8/0/0/0   Freigabe..... 0/0

Befehle: 9r

 

A1         (Einfahrt in Gleis 1)

Kontakte:   AnfM... 0/0   AnfA... 0 Block..... 1/0/0/0   Freigabe..... 1/0

Befehle:      12g  11g  9g

 

A2         (Einfahrt in Gleis 2)

Kontakte:   AnfM... 0/0   AnfA... 0 Block..... 2/0/0/0   Freigabe..... 2/0

Befehle: 12r  11r  9g

 

Funktion:          Bei (manueller) Anforderung der Fahrstraße A1 wird vom Programm geprüft, ob Abschnitt 1 besetzt ist. Ist dies nicht der Fall, so werden die Weichen 12 (Schutzweiche) und 11 auf "gerade" gestellt und das Einfahrsignal s9 auf "Grün". Nach dem Schaltvorgang werden alle beteiligten Weichen/Signale verriegelt, d.h. die Fahrstraße A2 kann nun nicht mehr geschaltet werden.

 

Nach der Vorbeifahrt des Zuges am Signal s9 und damit dem Verlassen des Block 8 wird das Einfahrsignal durch die Fahrstraße X9 automatisch auf "Rot" gestellt.

 

Trotz Verriegelung? Ja, denn die DSMBS ist so eigerichtet, daß nicht verriegelbare Fahrstraßen (also solche mit Freigabe- Kontakt = 0) immer auch verriegelte Magnetartikel "überschreiben" können und dabei die Verriegelung der geschalteten Magnetartikel (hier s9) aufhebt! Den Sinn sehen wir an diesem Beispiel: Ein in "Grün"-Stellung verriegeltes Signal ließe sich u.U. nicht auf "Rot" bringen! Ein nachfolgender Zug würde nicht gestoppt! Eine Fahrstraße, die ein Signal auf "Rot" schaltet, sollte also grundsätzlich nie verriegelt werden!

 

Die Fahrstraße A2 kann trotzdem nicht geschaltet werden, da die Weichen 11 und 12 im Widerspruch zur verriegelten Position stehen und auch Fahrstraße A2 einen Freigabekontakt ungleich 0 hat!

 

Mit Erreichen der Kontaktstrecke r1 wird die Fahrstraße A1 (bzw. deren Magnetartikel) wieder freigegeben; gleichzeitig ist jedoch r1 besetzt, so daß ein erneutes Anfordern der Fahrstraße A1 ohne Wirkung bleibt. Dagegen kann die Fahrstraße A2 nunmehr geschaltet werden (sofern auf Gleis 2 (Kontakt r2) kein Zug steht.

 

Hinweis:          Bis der Zug den Zielabschnitt (also r1) erreicht hat darf in den Abschnitt r8 kein weiterer Zug einfahren! Denn das Zugmeldesystem kann nicht die korrekte Zugnummer melden, wenn vor der Übernahme in den Folgeabschnitt im Startabschnitt bereits ein weiterer Zug eingefahren ist! Hier müssen also geeignete Maßnahme ergriffen werden, um dies zu verhindern!

 

Z.B. könnte der 1. Zielabschnitt direkt zwischen s9 und w11 liegen.

 

 

 

3.2.2 Einfahrt Bahnhof (Automatik: "Gleis-Frei-Suche")

 

Wie wird nun aus der letzten Schaltung zur Bahnhofseinfahrt eine Einfahrautomatik, eine "Gleis-Frei- Suche"?

 

Wurde die obige Schaltung ergiebig getestet und wurden die Fahrstraßenschaltungen als sicher befunden, so ist der Schritt zur Automatik schnell getan. Überlegt werden muß nur noch, ob die Automatik immer gültig sein soll - dann sind die Kontakte AnfM zu belegen - oder ob diese Automatik nur durch "Zuschalten" (Betriebsmodus Automatik) erfolgen soll - dann werden die Kontakte AnfA besetzt.

 

Für unser Beispiel 3.22 wählen wir die "Zuschalt-Automatik".

 

Bild 4

 

 

Fahrwegdefinitionen:

X9   (Signal s9 auf "Rot")

Kontakte:   AnfM... 8/8   AnfA... 0 Block..... 8/0/0/0   Freigabe..... 0/0

Befehle: 9r

 

A1    (Einfahrt in Gleis 1)

Kontakte:   AnfM... 0/0   AnfA... 8 Block..... 1/0/0/0   Freigabe..... 1/0

Befehle: 12g  11g  9g

 

A2    (Einfahrt in Gleis 2)

Kontakte:   AnfM... 0/0   AnfA... 8 Block..... 2/0/0/0   Freigabe..... 2/0

Befehle: 12r  11r  9g

 

Funktion:          Die Funktion ist im wesentlichen die gleiche wie in Beispiel 3.2.1, die Fahrstraßen A1 und A2 werden jedoch automatisch bei Annäherung eines Zuges im Block 8 angefordert. Je nachdem Gleis 1 oder 2 frei ist, wird die entsprechende Fahrstraße geschaltet (die andere bleibt vorgemerkt!), sind beide Gleise besetzt, so bleibt das Einfahrsignal auf "Rot". Wichtig: Sind beide Gleise frei, so wird immer A1 zuerst geschaltet! Dies liegt an der Abfrage- Reihenfolge der DSMBS von A0, A1 ... Z8, Z9 und sollte bei "verzwickten" Schaltungen beachtet werden!

 

Der einzige Unterschied zu Beispiel 3.2.1 besteht also in der Belegung der Anforderungskontakte AnfA der Fahrstraßen A1 und A2. Gleiches gilt natürlich auch bei mehr Gleisen. Außerdem zeigt Beispiel 3.2.2 , daß eine Automatik immer recht einfach "programmiert" werden kann, wenn die Fahrstraßen bereits manuell betriebssicher erprobt wurden!

 

Die "Rot"-Schaltung des Signals s9 - Fahrstraße X9 - entspricht natürlich unserem Beispiel 3.1.2 (Fahrstraße X2). Diese Schaltung erweist sich hier also als universell.

 

Apropos Fahrstraßenbezeichnung: Bei Bahnhofseinfahrten läßt sich die Fahrstraße A0 (F0...) auch gut als "Halt"- Befehl für das jeweilige Einfahrsignal verwenden!

 

 

 

 

 

3.2.3 Einfahrt Schatten-Bahnhof - Professionell

 

Zum Schluß des Abschnitts über Bahnhofseinfahrten soll noch eine besonders sichere Version von Fahrstraßenschaltungen vorgestellt werden. Besonders sicher - das heißt: Jeder Zug sollte auf der Anlage möglichst lückenlos verfolgt, beobachtet werden. Dies geschieht am besten durch Gleisbesetztmelder, also Kontaktstrecken, die die Gleisanlage, insbesondere "gefährdete" Abschnitte, lückenlos durchziehen.

 

Solch ein spezieller Abschnitt ist auf vielen Anlagen der Schattenbahnhof! Das Prinzip entspricht in etwa dem Beispiel 3.2.2, also inclusive "Gleis-Frei-Suche", jetzt wird jedoch eine Besonderheit der DSMBS voll genutzt: Mehrere Blockierkontakte und die 2. Variante der Freigabe!

 

Man möge im folgenden Bild 5 beachten, daß nach dem Einfahrsignal ein extra Gleisabschnitt r9 folgt, der das Weichenfeld sichert! Unter Nutzung zweier Blockierkontaktstrecken wird die Schaltung so aufgebaut, daß eine Einfahrt nur dann möglich ist, wenn sowohl das Zielgleis frei ist als auch das Weichenfeld. Hierdurch ist eine wirklich professionelle Zugsicherung möglich.


 

Bild 5

 

Fahrwegdefinitionen:

E0    (Signal s9 auf "Rot")

Kontakte:   AnfM... 8/8   AnfA... 0 Block..... 8/0/0/0   Freigabe..... 0/0

oder:     AnfM... 9/9   AnfA... 0 Block..... 0/0/0/0   Freigabe..... 0/0

Befehle: 9r

 

E1    (Einfahrt in Gleis 1)

Kontakte:   AnfM... 8/8   AnfA... 0 Block..... 9/1/0/0   Freigabe..... 0/9

Befehle: 11g  9g

 

E2    (Einfahrt in Gleis 2)

Kontakte:   AnfM... 8/8   AnfA... 0 Block..... 9/2/0/0   Freigabe..... 0/9

Befehle: 11r  12r  9g

 

E3         (Einfahrt in Gleis 3)

Kontakte:   AnfM... 8/8   AnfA... 0 Block..... 9/3/0/0   Freigabe..... 0/9

Befehle: 11r  12g  9g

 

Funktion:          Ein Zug der in Block 8 (Kontakt r8) einfährt, fordert alle drei Fahrstraßen E1, E2, E3 an. Sind alle Zielgleise besetzt, so bleibt der Zug vor Signal s9 stehen, da alle Fahrstraßen über die Blockierkontakte am Stellen gehindert werden. Ist ein Gleis frei, so wird die Fahrstraße geschaltet und sofort verriegelt, bis das Weichenfeld verlassen wurde. Bei mehreren freien Zielgleisen kann die nächste Fahrstraße also erst gestellt werden, wenn die vorhergehende Fahrstraße freigegeben wurde indem der letzte Waggon des einfahrenden Zuges das Weichenfeld verlassen hat!

 

Hinweis:          Da die Freigabe der Fahrstraßen erst nach Verlassen der Weichenstraße erfolgt, der Zielabschnitt aber bereits mit der Zugspitze blockiert ist, kann die nächste Fahrstraße nie "zu früh" geschaltet und das Zugmeldesystem nicht gestört werden.

 

Nach jeder Vorbeifahrt eines Zuges am Signal s9 - und damit dem Verlassen des Block 8 - wird das Einfahrsignal durch die Fahrstraße E0 automatisch auf "Rot" gestellt. Alternativ kann hier aber auch Beispiel 3.1.1 verwendet werden, indem Signal s9 durch den Kontakt r9 auf "Halt" zurückgestellt wird.

 

 

 

3.2.4 Ausfahrt Bahnhof

 

Bei der Ausfahrt aus einem Bahnhof sind vorallem zwei Dinge zu berücksichtigen: 1. Es darf immer nur ein Zug den Ausfahrbereich befahren (Flankenschutz!) - 2. Der nachfolgende Gleisabschnitt der Strecke darf nicht belegt sein (Auffahrschutz).

 

Das Grundprinzip ist damit sofort klar; Ausfahrfahrstraßen müssen sowohl Blockier- als auch Freigabekontakte beinhalten. Wir sehen gleichzeitig eine Zugwechselautomatik vor, die zuschaltbar ist (Kontakt AnfA).

 

Im Bild 6 sehen wir den Aufbau, der als Fortsetzung von Bild 3 bzw. 4 gedacht werden kann. Als Ausfahrstraßen werden N1 und N2 definiert, zur Rotschaltung beider Ausfahrtsignale wählen wir die Fahrstraße N0 - das kann man sich leicht merken. N1 führt aus dem Bahnhofsgleis r1 auf den Gleisabschnitt r10, N2 vom Bahnhofsgleis r2 auf r10.


Bild 6

 

Fahrwegdefinitionen:

N0    (Ausfahrsignale auf "Rot")

Kontakte:   AnfM... 10/10   AnfA... 0 Block..... 0/0/0/0   Freigabe..... 0/0

Befehle: 1r  2r

 

N1    (Ausfahrt aus Gleis 1)

Kontakte:   AnfM... 0/0   AnfA... 2 Block..... 10/0/0/0   Freigabe..... 10/0

Befehle: 2r 21g 22g 1g

 

N2    (Ausfahrt aus Gleis 2)

Kontakte:   AnfM... 0/0   AnfA... 1 Block..... 10/0/0/0   Freigabe..... 10/0

Befehle: 1r 21r 22r 2g

 

Funktion:          Zwecks Ausfahrt eines Zuges aus Gleis 1 rufen wir die Fahrstraße N1 auf. Vom System wird geprüft, ob der nachfolgende Abschnitt r10 frei ist und ob keine feindliche Fahrstraße gestellt ist (Verriegelung). Sind beide Ergebnisse positiv, so wird die Fahrstraße N1 geschaltet und verriegelt. Die Fahrstraße N2 kann also nicht mehr geschaltet werden. Bei der folgenden Einfahrt in Abschnitt r10 wird die Fahrstraße N1 freigegeben, aber gleichzeitig beide Fahrstraßen blockiert! Solange der Zug im Abschnitt r10 ist, kann keine weitere Ausfahrt durchgeführt werden!

 

Im Automatikmodus werden zusätzlich die Kontakte AnfA abgefragt. Hierdurch wird eine Zugwechsel-Automatik durchgeführt: Ein Zug, der in Gleis 1 einfährt, fordert die Fahrstraße N2 an, ein Zug, der in Gleis 2 einfährt, fordert dagegen die Fahrstraße N1 an. Beide Fahrstraßen unterliegen dem oben beschriebenen Sicherungssystem.

 

Hinweis:           Sind beide Fahrstraßen angefordert aber noch nicht geschaltet, weil z.B. r10 besetzt ist, so wird nach Freiwerden des Abschnitts r10 immer erst die Fahrstraße N1 gestellt! Der Grund: Fahrstraßen werden immer in der Reihenfolge A0....Z9 vom System bearbeitet!

 

Übrigens kann hier auch leicht eine Zug- Überholung eingerichtet werden. Hierzu werden beide Kontakte AnfA der Fahrstraßen N1 und N2 mit RMK-Nr. 2 belegt. Als einzige Einfahrfahrstraße wird A2 vom ankommenden Zug auf r8 (Bild 4) automatisch aufgerufen, so daß immer zuerst in Gleis 2 eingefahren wird! Dieser erste Zug wird also in Gleis 2 einfahren und halten. Dabei werden N1 und N2 angefordert und zusätzlich die Einfahrfahrstraße A1; Durch den Zug auf Gleis 2 werden also die Einfahrt nach Gleis 1 und die Ausfahrt aus Gleis 1 angefordert; N2 kann noch nicht geschaltet werden, da N1 verriegelt ist. Der nachfolgende Zug fährt also durch Gleis 1 durch! Ist der nachfolgende Block r10 dann wieder frei, so wird Fahrstraße N2 geschaltet und Zug Nr. 1 folgt dem Zug Nr. 2  -  Zug 1 wurde also von Zug 2 überholt!

 

Die Bahnhofseinfahrten A1 und A2 gemäß Bild 4 müssen also nur derart geändert werden, daß der Kontakt AnfA von A1 auf 2 gesetzt wird! Da wir die Kontakte AnfA benutzt haben, läßt sich diese Automatik auch abschalten!